Samstag, 19. Juni 2010

Magerwahn

Roseanne Barr, Beth Ditto, Marianne Sägebrecht … es gibt sie doch, die dicken Frauen, die in unserer Gesellschaft anerkannt und geschätzt werden. Und das gilt auch für die „Normalsterblichen“ außerhalb des Rampenlichts. Oder etwa nicht?.

Auch wenn angeblich die inneren Werte zählen, so ist es doch immer wieder das Gewicht, das gerade bei Frauen in den Mittelpunkt des Interesses gestellt wird. Magermodels sind nach wie vor auf den Laufstegen der Modewelt zu finden, Schauspielerinnen werden nur unter der Bedingung gebucht, dass sie noch ein paar Kilos abnehmen und wenn eine Frau nicht innerhalb weniger Wochen nach der Geburt ihres Kindes ihr altes Gewicht wieder erlangt hat, so lässt sie sich gehen…

Zwar hat sich in den letzten Jahren einiges getan, das Selbstbewusstsein vieler dicker Frauen ist gewachsen, sie verstecken sich nicht mehr vor den Blicken anderer und Gott sei Dank hat auch die Modebranche erkannt, dass Kleidung in den Konfektionsgrößen jenseits der 40er, 50er oder sogar 60er– Schwelle nicht unförmigen Zelten gleichen muss, aber dennoch haben dicke Frauen immer wieder mit Anfeindungen zu kämpfen. Schimpfworte, Kommentare oder Vorurteile stellen sie an den Pranger. Sie werden auf ihr Gewicht reduziert – nicht auf ihren Charakter, nicht auf ihre Leistungen.
Ist das falsch? Natürlich! Sollte eine dicke Frau darauf etwas geben? Nein – aber wer kann schon immer weghören? Worte verletzen, stigmatisieren und hinterlassen Spuren. Oftmals tiefere, als der Sprecher vielleicht beabsichtigt hat.

Wohin soll der Magerwahn führen? Sollen Frauen, die es wagen auf das Diktat der Gewichts-Mafia zu pfeifen, in den Schandkäfig gesperrt werden, bis sie endlich das Gewicht erreicht haben, das andere als das richtige definieren?

Übergewicht ist ungesund – aber das ist Verhungern auch.